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Kinder zwischen Wettkampf und Wettbewerb

Die Mitteilung der Kultusministerkonferenz und des DOSB Anfang des Monats, die Bundesjugendspiele zu reformieren, waren Anlass, einen kritischen Blick auf das Schulschach zu werfen.

Doch zunächst sollen die geplanten Reformen bei den Bundesjugendspielen erhellt werden. Auslöser war ein Aufschrei in 2015, dass angeblich die Bundesjugendspiele demütigend für die Kinder wären. Offenbar hatte die damals angestoßene Kampagne nun Erfolg, was sicherlich im Auge des Betrachters liegt. Ab 2024 werden die Bundesjugendspiele nicht mehr als Leistungswettkampf stattfinden sondern als Wettbewerb. Man orientiert sich am Schutz des einzelnen Individuums, vor allem dessen psychisches Wohlbefindens. Bei den Bundesjugendspielen soll künftig die Freude an der Bewegung im Fokus stehen – nicht die Jagd auf Medaillen. Es soll also nicht mehr darum gehen, so gut Fußball zu spielen, wie Pele oder Lionel Messi oder zu sprinten wie einst Usain Bolt?

Die Bundesjugendspiele, diese Event gewordene Demütigung aller, deren Körper nicht für Leichtathletik, Geräteturnen und Schwimmen geboren wurden, sollen – nein, nicht abgeschafft, sondern ab dem kommenden Jahr etwas anders werden. Dann treten Grundschulkinder nicht mehr zum „Wettkampf“ gegeneinander an, sondern nur noch zum „Wettbewerb“. Ab der 5. Klasse können die Schulen dann zwischen den zwei Formen wählen.

Quelle: https://taz.de/Bundesjugendspiele-gehoeren-abgeschafft/!5931115/ , 23.06.2023

Schulschach muss unbedingt nach dem Vorbild des KMK-Beschlusses reformiert werden!

So eine Reform muss auch im Schulschach unbedingt durchgeführt werden, um das Kindeswohl zu schützen. Am Ende einer Schachpartie glaubt noch einer, dass er für die Gesellschaft wertvoller als der andere ist, dass er womöglich der Schlauste in der Schule, der Schlauste im Lande ist. Welch eine Schmach, für die, die das nicht von sich behaupten können, weil sie nicht so virtuos die Figuren übers Brett schieben oder weil sie gar keine Ahnung haben, mit welchen Tanzschritten man sich auf dem Parkett bewegen muss.  Um dieser fundamentalen Ungleichheit zu begegnen und allen Kindern den Weg auf die Bretter, die für viele die Welt bedeuten, zu ebnen, sollten schnellstmöglich die Regeln im Schulschach reformiert werden.

Wie rüde und unbarmherzig geht es im Schach zu? Da wird geschlagen, angegriffen. Es wird sogar blockiert und das ganz ohne Kleber. Dennoch wird im Schach auch geleimt, d.h., der Gegner wird hinters Licht geführt und in eine Falle gelockt. Alles unfeine Dinge, die ein wohlerzogener Mensch nicht tut. Sogar Majestätsbeleidigung und mehrfache Majestätsbeleidigung sind an der Tagesordnung. Ist es Ignoranz, Tierschutz oder Toleranz, wenn man das wütend springende Pferd nicht tauscht und somit seinem Treiben ein Ende setzt? Für manchen Despoten unvorstellbar, dass eine Bauernarmee sich vor seinem Palast aufbaut und dass er als König um sein Leben betteln soll. Bigamie – ein König und zwei Damen – ist in der Welt des Schachs überhaupt nicht anstößig, eher ein Grund zum Jubeln, denn man hat zwei starke Powerfrauen. Doch keine von ihnen ist gefeit, von einem Bauern aus dem Feld geräumt zu werden.

Was für ein Affront, eine Dame öffentlich zu schlagen! Was für eine Majestätsbeleidigung, dem gegnerischen König Schach zu sagen! Es gibt genügend herrschaftliche Länder auf der Erde, wo solches Verhalten der Untertanen ernsthafte Konsequenzen nach sich zöge, bis hin, dass man sein Leben verwirkt hat.

Ganz im guten Sinne der KMK sollte der DSB die Wettkampfregeln im Schulschach ändern. Ab sofort dürfen die Streitkräfte nur noch in Zonen vordringen, wo sich der König nicht angegriffen fühlt und es keine Majestätsbeleidigungen gibt. Es wird ab sofort nicht mehr geschlagen, denn so eine Rüpelei passt nicht in die heutige Zeit. Das Gesetz des Stärkeren wird abgeschafft, ein friedliches Miteinander ist nun die Devise. Vielmehr sollten die Stellungen vor dem großen Blutvergießen im beiderseitigen Einvernehmen als Remis abgebrochen werden, denn es kann dem einen oder anderen erheblichen psychischen Schaden zugefügt werden, wenn tatsächlich sein König hingerichtet wird. Im Fernsehen wird ja auch gewarnt, dass da ein Film gezeigt wird, der für Jugendliche unter 18 Jahre nicht geeignet ist.  

Vielleicht sollten die Protagonisten es halten wie einst im Orient. Der Legende nach, duellierten sich zwei Brüder liebend gern, wer am schnellsten auf dem Pferd ins Ziel reitet. Das rief die Tierschützer auf den Plan, die von Tierquälerei sprachen. Um nicht Volkes Zorn auf sich ziehen, änderten die Brüder die Spielregeln und wetteiferten darum, wer nun als letzter ins Ziel kommt. Das Volk wartete geduldig, es wurde später, die Stunden verrinnen, Tage verstrichen, Wochen vergingen. Die Wirtschaft kam zum Erliegen. Das Land drohte, ohne äußere Feinde kaputtzugehen. Da trat ein weiser alter Mann in die Mitte, verkündete kluge Worte. Ohne dass die Wettkampfregeln der Brüder geändert wurden, stürmten die Brüder zu den Pferden und galoppierten, so schnell sie konnten, ins Ziel. Das Volk war von dem Spektakel begeistert. Es wurde ihm wieder Leben eingehaucht, das Land war gerettet. Manche grübeln noch heute, welche Worte der weise Mann einst den Brüdern auf dem Weg gab. Was den weisen alten Mann bewog, vor das Volk zu treten, beruhte auf purer Lebenserfahrung. Haben wir heute eine völlig andere Lebenserfahrung?

Auflösung:
Vor allem Kinder messen sich gern bei Sport und Spiel, wer besser und stärker ist. Auch wenn es bisweilen übersehen wird, so erleben die Kinder, dass kein Tag wie der andere ist. Denn es ist kein Tag wie der andere. So machen sie die Erfahrung, heute gewinne ich, morgen verliere ich und erleben, die Tränen fließen nicht endlos, die Welt geht nicht unter. Nach dem Regen wird auch die Sonne wieder scheinen.

Für Fans der deutschen Sprache

Die KMK (Kultusministerkonferenz) unterscheidet zwischen Wettkampf und Wettbewerb. Was ist der Unterschied zwischen Wettkampf und Wettbewerb? Wer noch immer grübelt, was der Unterschied zwischen Wettkampf und Wettbewerb ist, kann hier schauen:

QuelleBegriffBedeutung
DudenWettkampfKampf um die beste [sportliche] Leistung  
DudenWettbewerbetwas, woran mehrere Personen im Rahmen einer ganz bestimmten Aufgabenstellung, Zielsetzung in dem Bestreben teilnehmen, die beste Leistung zu erzielen, Sieger zu werden
Cambridge dictionaryCompetitionis also the activity of a sport in which each of the people or teams is trying to win, or a particular event at which this activity happens   – (Wettbewerb ist auch die Aktivität einer Sportart, bei der jede einzelne Person oder jedes Team versucht zu gewinnen, oder eine bestimmte Veranstaltung, bei der diese Aktivität stattfindet)
Cambridge dictionary Contesta competition to do better than other people, usually in which prizes are given   (ein Wettbewerb, bei dem es darum geht, besser zu sein als andere Menschen, bei dem in der Regel Preise vergeben werden)

Für einen durchschnittlichen Menschen ergeben sich aus diesen angeführten Begriffsdefinitionen keine großen Bedeutungsunterschiede.

 Ulrich Bröckling (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg) untersuchte die beiden Begriffe aus dem Blickwinkel der Ökonomie – Sportlicher Wettkampf und ökonomischer Wettbewerb (Markt) (Link). Er beschreibt den Begriff Wettkampf in mehreren Dimensionen:

  • Sportliche Wettkämpfe werden an klar definierten Orten mit eindeutigen Abgrenzungen ausgetragen. Das exemplarische Raumarrangement sportlicher Wettkämpfe ist die Arena.
    • Sportliche Wettkämpfe sind terminiert; sie beginnen und enden zu präzise bestimmbaren Zeitpunkten.
    • Erfolg hat man sowohl im Wettkampf wie auch im Wettbewerb immer nur auf Zeit, so lange, bis ein Konkurrent oder eine Konkurrentin vorbeizieht.
    • Beim sportlichen Wettkampf geht es um die Performanz körperlicher Bewegungen. Der sportliche Wettkampf ist ein kompetitiver Vollzug regelkonformer Handlungen.
  • Sozialdimension: Als Konkurrenzordnungen binden sportlicher Wettkampf und ökonomischer Wettbewerb Erfolg an das Übertrumpfen der Gegner beziehungsweise Mitbewerber.
  • Selektionsprinzip: Sportlicher Wettkampf beziehungsweise ökonomischer Wettbewerb verteilen Positionen, Ressourcen und Ansehen nicht nach Maßgabe von Herkunft oder autoritativer Zuschreibung, sondern funktionieren nach dem Motto ›Jeder könnte, aber nicht alle können.
    • Im Sport herrscht strikte Meritokratie, hier regiert das Prinzip des Leistungsvergleichs. Der Erfolg hängt ab von der eigenen Performance und jener der Gegner. Der Sieger wird durch Messung vorgegebener Parameter (Zeit, Höhe, Weite usw.), durch Preisrichternoten nach ebenfalls festliegenden Parametern (technischer Schwierigkeitsgrad, Qualität der Ausführung, ästhetischer Eindruck) ermittelt, oder es gewinnt ganz einfach, wer in einem Match mehr Tore, Körbe, Treffer oder Punkte erzielt als der Gegner. Natürlich gibt es nicht nur überlegene, sondern auch glückliche Sieger, aber deren Glück besteht darin, zum richtigen Zeitpunkt den entscheidenden Leistungsvorsprung gezeigt zu haben
  • Optimierungsmodus: Den sportlichen Wettkampf und den ökonomischen Wettbewerb verbindet ein kategorischer Komparativ: Im einen wie im anderen Fall genügt es nicht, einfach nur gut zu sein, man muss besser sein als die Konkurrenz. Und weil die bekanntlich nicht schläft, gelten sportliche wie wirtschaftliche Erfolge immer nur so lange, bis ein anderer vorbeizieht und die Führung übernimmt. Wer nach oben will, muss die anderen überholen. Wer an der Spitze ist, muss alles daransetzen, seine Position zu halten. Dieser Sog setzt eine Dynamik der Selbstoptimierung in Gang, die in sich keinen Haltepunkt findet. Mögen die Chancen noch so ungleich verteilt sein, jeder kann seine Position verbessern. Umgekehrt droht allen der Abstieg, unter Umständen bis ins Bodenlose. Fertig wird man mit der Arbeit an sich selbst deshalb nie.
    • Der Wettbewerb als Lehrmeister lehrt vor allem, dass die besten Bedingungen zu lernen dort gegeben sind, wo die Regeln des Wettbewerbs uneingeschränkte Geltung besitzen. Only competition makes competitive. Das wiederum entspricht den sportlichen Optimierungsprogrammen: Weil sich erst im Wettkampf zeigt, wer der Champion ist, braucht es Wettkampferfahrungen, um zu erkennen, wer das Zeug dazu hat. Der Trainingsweltmeister ist eine alberne Figur.

Quelle: Ulrich Bröckling, Ulrich; 2014. Wettkampf und Wettbewerb. Semantiken des Erfolgs zwischen Sport und Ökonomie; In Erfolg (pp. 92-102). Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; https://www.soziologie.uni-freiburg.de/personen/broeckling/wettkampf-und-wettbewerb-leviathan-sonderband.pdf

Hier die Erklärung, was der Unterschied zwischen Wettbewerb und Wettkampf ist, laut KMK und DOSB:

„Der Wettkampf ist nach internationalen Wettkampfregeln beziehungsweise nationalen Bestimmungen des Regelwerks des Deutschen Leichtathletikverbandes normiert. Der Wettbewerb ist nicht normiert“, teilte ein Sprecher des Bundesfamilienministeriums mit, das zusammen mit der KMK und dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) in einem Kuratorium der Träger der Bundesjugendspiele ist. ( Quelle: https://www.n-tv.de/panorama/Bundesjugendspiele-sollen-kindgemaesser-werden-article24238149.html (05.07.2023)

Alles klar?

Presseschau

Interessant ist ebenfalls der Blick auf wissenschaftlichen Arbeiten, Studien und Fachzeitschriften. Hier einige Ergebnisse der Schnellrecherche:

Zu beiden Wettbewerben [Bundesjugendspiele und „Jugend trainiert für Olympia & Paralympics“] liegen unseres Wissens keine aktuellen wissenschaftlichen Forschungen vor. Dies gilt sowohl für konzeptionelle und theoretische Arbeiten im Bereich der Sportpädagogik als auch für sozialwissenschaftlich-empirische Studien. Die erste und u. W. bis heute einzige empirische Untersuchung zu Bundesjugendspielen in Deutschland wurde Ende der 1980er Jahre von Klaus Willimczik in Bielefeld im Auftrag des Bundesfamilienministeriums durchgeführt.

Quelle: Hummel, Albrecht und Krüger, Michael; „Bundesjugendspiele (BJS) und Jugend trainiert für Olympia (JTFO) als bundesweite Schulsportwettbewerbe“; 2015 „Sportunterricht“ Jg. 64 (2015) 12, S. 367

Nun könnte man meinen, die kritische Sicht auf die Schulsportwettbewerbe ist bedingt und wird begleitet durch eine generelle wettbewerbsferne Schulentwicklung in anderen schulischen Bildungsbereichen. Weit gefehlt und ganz im Gegenteil: Noch nie war die Schulentwicklung in Deutschland so kompetitiv ausgerichtet wie heute. In nahezu allen Fächern hat sich in den letzten Jahren eine ausgeprägte Wettbewerbskultur etabliert. Diese Wettbewerbe werden inzwischen als wesentliche Impulsgeber der Schulentwicklung eingeschätzt (Strunck, 2011). Die gewachsene Wettbewerbskultur im Schulsport kann hierzu beitragen.

Quelle: Hummel, Albrecht und Krüger, Michael; „Bundesjugendspiele (BJS) und Jugend trainiert für Olympia (JTFO) als bundesweite Schulsportwettbewerbe“; 2015 „Sportunterricht“ Jg. 64 (2015) 12, S. 363

Das aktive Sporttreiben ist abhängig vom Haushaltseinkommen der jeweiligen Familie. Je höher das Einkommen der Familie ist, desto öfter sind Kinder aktiv im Sport. Dies ist für viele nachvollziehbar. Oft ist eine entsprechende Sportausrüstung, z.B. spezielle Sportschuhe, Voraussetzung, um am gemeinsamen Sport außerhalb der Schule teilzunehmen.

Lösen die Bundesjugendspiele wirklich ein, was ihre Ideologen mit nachgerade missionarischem Eifer versprechen? Eine kritische Analyse von Anspruch und Wirklichkeit der sog. „echten Feste des Schulsports“ deckt zahlreiche faktische Unklarheiten und Paradoxien bis hin zu normativen Konfusionen, historischen Makeln und pädagogischem Pauperismus auf: Defizite, die letztendlich der Institution „Schulsport“ als ganzer anhaften könnten.

Röller, Frank; 2016. Die Bundesjugendspiele – do „the games must go on”? Der schulsportliche Klassiker im normativen Powerpressing zwischen „echtem Fest“ und „grausamem Demütigungsritual“ ; Sportunterricht, Jg. 65 (2016) 9, S. 267; https://www.hofmann-verlag.de/pdf/archiv/sportunterricht/2016/Sportunterricht-Ausgabe-September-2016.pdf#page=13

Lesetipps hierzu:

Die fachspezifische Besonderheit des Sportunterrichts beinhaltet das kompetitive Element des Sports mit verschiedenen Teilaspekten, wie die körperliche Exponiertheit und die Verletzungsgefahr. …

… Neben dem Erleben der eigenen psychischen und physischen Grenzen und der körperlichen Anstrengung ist vor allem die körperliche Exponiertheit eine Besonderheit des Sportunterrichts. Zusätzlich besteht die Gefahr des sozialen Versagens, da Sport im Sportunterricht stets im sozialen Kontext ausgeführt wird. Weiter gilt es die Verletzungsgefahr und die Sensibilität für Gerechtigkeit auf Seiten der Schüler sowie außerschulische Erfahrung im Kontext Sport, die auf den Sportunterricht projiziert wird, zu berücksichtigen. Diese besonderen Herausforderungen können einerseits als Chance gesehen werden, da die Erfahrungen und Ergebnisse im Verhalten und in den Handlungen unmittelbar ersichtlich sind. Andererseits kann die körperliche Exponiertheit zu Blamage und einem Gefühl der Demütigung führen sowie körperliche Aggressivität zu Verletzungen.

Christian Herrmann, Sara Seiler & Benjamin Niederkofler; 2016. Was ist guter Sportunterricht?“ Dimensionen der Unterrichtsqualität“; Sportunterricht, Jg. 65 (2016) 3, S. 79; https://www.sportfachbuch.de/pdf/archiv/sportunterricht/2016/Sportunterricht-Ausgabe-Maerz-2016.pdf#page=15

Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) hat sich kritisch zur Reform der Bundesjugendspiele geäußert, die auf weniger Wettkampf und mehr Bewegungsförderung abzielt. „Wir tun unseren Kindern keinen Gefallen, wenn wir so tun, als ob sich messen und Leistung nichts mit dem Leben zu tun hätten“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.

Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/wir-tun-unseren-kindern-keinen-gefallen-berlins-bildungssenatorin-kritisiert-reform-der-bundesjugendspiele-10094506.html (05.07.2023)

Auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hält den Wettkampfcharakter weiter für wichtig. Es sei entscheidend, den Kindern den Spaß an der Bewegung zu vermitteln, sagte der VBE-Bundesvorsitzende Gerhard Brand laut Mitteilung. Gerade im Grundschulalter könne ein alternativer Modus hilfreich sein. „Dies darf aber nicht dazu führen, dass der Wettkampfcharakter pauschal und für alle Kinder abgeschafft wird“

Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/regional/brandenburg/rbb-bildungssenatorin-kritisiert-reform-der-bundesjugendspiele-102.html (05.07.2023)

Die Bundesjugendspiele sollen aus falsch verstandenem Schutzdenken ihren Wettkampfcharakter verlieren. … Statt unsere Kinder mehr und mehr in Watte zu packen, müssen wir sie stärken und dazu befähigen, auch mit Niederlagen umzugehen und die eigene Leistung richtig einzuschätzen.

Quelle: https://www.volksstimme.de/panorama/cdu-kritik-bundesjugendspiele-verlieren-leistungsgedanken-3652156 ; CDU-Fraktion im Thüringer Landtag (15.07.2023)

Michael Fahlenbock vom Sportlehrerverband hält dagegen: „Wenn man die Kinder heranwachsen sieht, wenn sie sich draußen beim freien Spiel bewegen, suchen sie eigentlich immer den Wettbewerb. Sie können ja auf den Schulhof gehen und gucken: Die Kinder spielen Fußball um die Wette oder machen Hüpfekästchen. Und wer kommt beim Hüpfekästchen am weitesten? Wer kann beim Seilchenspringen am meisten Umdrehungen hinkriegen? Es sind ja eigentlich immer Vergleiche, also immer kleine Wettbewerbe, die sich Kinder und Jugendliche selbst aussuchen.“

Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/bundesjugendspiele-schulsport-100.html (09.07.2023)

Die Diskussion darüber, warum es Bundesjugendspiele gibt und Leute bloßgestellt werden – das sind so extreme Ansichten, die gleich auf gesellschaftliche Relevanz hinwirken. Das ist für mich nicht nachvollziehbar.

Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/bundesjugendspiele-schulsport-100.html (09.07.2023)

Ein Wettbewerb, für den sie trainieren und bei dem sie sich anstrengen, kann ihnen nur guttun. Und wer weiß: Ein Schüler, der bei den Bundesjugendspielen schlecht abschneidet, fühlt sich vielleicht angespornt, künftig mehr Sport zu treiben und im nächsten Jahr bessere Leistungen zu zeigen. Jeder geht schließlich unterschiedlich mit Niederlagen um.

Quelle: https://www.geo.de/geolino/mensch/21662-rtkl-gute-frage-sollten-die-bundesjugendspiele-abgeschafft-werden (GEOlino Extra Nr. 76 – Zeit)

Auch das nämlich lehrt einen der Leichtathletik-Wettkampf: mit eigenen Schwächen klarzukommen. Das Leben besteht eben nicht nur aus Erfolgserlebnissen – das gilt auch für den Rest aller Schulfächer. Niemand verlangt ernsthaft, eine Mathearbeit vom Stundenplan zu streichen, nur weil er sich mit den Aufgaben quält. Warum sollten für Sportprüfungen andere Regeln gelten?

Überhaupt ist es doch völlig klar, dass nicht jeder alles können kann und Schüler unterschiedliche Talente haben. Oft glänzen auf dem Sportplatz zum Beispiel diejenigen, die in Deutschaufsätzen und Mathearbeiten weniger gut abschneiden. Diesen Erfolg kann man ihnen ruhig mal gönnen.

Quelle: https://www.geo.de/geolino/mensch/21662-rtkl-gute-frage-sollten-die-bundesjugendspiele-abgeschafft-werden (GEOlino Extra Nr. 76 – Zeit)